Buch: Ute Fenske (Hrsg.): Rund um Märchen. Kopiervorlagen für den Deutschunterricht. 1. Aufl. (2006)

Ausstattung: Heft, DIN A4 (s/w), 80 Seiten mit 41 Arbeitsblättern als Kopiervorlagen.

Inhalt: 41 Arbeitsblätter auf jeweils ein bis drei Seiten mit sehr knappen methodischen Hinweisen (eine halbe Seite inklusive eines Vorworts) und einigen Lösungshinweisen (auf zwei Seiten).

Kurzbewertung: Als Fundgrube für Arbeitsblätter kann diese Sammlung hilfreich sein, aber das Preis-Leistungsverhältnis ist ungenügend. Zudem fehlt in didaktischer Hinsicht ein roter Faden, der es ermöglicht, mit Hilfe der Arbeitsblätter eine Märchenreihe für den Deutschunterricht (Sekundarstufe I) sinnvoll zu konzipieren. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn es ausführlichere Lösungsvorschläge und zumindest knappe Kommentare mit didaktisch-methodischen Anmerkungen zu den Arbeitsblättern gegeben hätte.

Rezension:
Das vorliegende Heft, das auf 80 Seiten etwa 40 Arbeitsblätter „rund um Märchen“ für den Deutschunterricht der Sekundarstufe I präsentiert, wird zumindest seinem Titel gerecht. Bei den Arbeitsblättern dreht sich zwar alles um Märchen, das Märchen selbst steht bei den zu lösenden Aufgaben aber nicht immer im Mittelpunkt. Die Arbeitsblätter sind nach sechs Themenschwerpunkten angeordnet, die allerdings einen klaren methodisch-didaktischen Schwerpunkt vermissen lassen. Sie lauten: „Rund um Märchen“, „Die Märchen der Brüder Grimm“, „Was man mit Märchen machen kann“, „Die Märchen von Hans Christian Andersen“, „Märchen einmal anders“ und „Märchen aus aller Welt“.
Im ersten Kapitel geht es unter anderem um die Gattung Märchen und ihre Merkmale, die zum Teil spielerisch und zum Teil produktionsorientiert erarbeitet werden sollen. Hier gibt es z.B. ein Märchenquiz, das Märchen wird abgegrenzt von der Fabel und der Sage, oder die Schülerinnen und Schülern können ihnen bekannte Märchen bestimmten vorgegebenen Märchenmerkmalen zuordnen. Das, was ein Märchen ausmacht, dürfte den Schülern aber nach der Bearbeitung der Arbeitsblätter kaum richtig klar werden. Zum einen sind die Märchenmerkmale etwas seltsam formuliert, wenn zum Beispiel neben der typischen Anfangsformel „Es war einmal…“ oder dem typischen Märchenpersonal, den „sprechende(n) Tiere(n) und Gegenstände(n)“ auch so etwas wie „Ewige Jugend“ aufgeführt wird. Hinzu kommt, dass den Schülern im folgenden „Kapitel“ ohne jeden erklärenden Kommentar Grimmtexte geboten werden, die keine typischen Märchen sind, sondern Schwänke wie „Doktor Allwissend“ oder „Hans im Glück“, auf die diese Märchenmerkmale folglich nicht vollständig zutreffen.
In den nächsten Kapiteln finden sich dennoch zum Teil auch recht interessante Arbeitsblätter, die die Schüler zum kreativen Umgang mit Märchen anregen. Gelungen ist zum Beispiel die Idee, zu einem Märchen ein „Pop-up-Bild“ zu gestalten oder ein Märchen in ein Theaterstück oder ein Hörspiel zu umzuwandeln. Beim Märchen-Kreuzworträtsel hingegen dürfen die Schüler manchmal nur „Halbwissen“ haben, wenn sie es richtig lösen wollen. Denn die Lösung der Frage: „Aus welcher Stadt kommen die ‚berühmten‘ Stadtmusikanten?“ lautet angeblich „Bremen“. Dass die Stadtmusikanten Bremen nie erreicht haben, weiß nicht nur jedes Kind, das dieses Märchen kennt, es wird selbst einige Arbeitsblätter später in einem anderen Zusammenhang erklärt.
In den letzten Kapiteln finden sich wiederum einige nette Märchen und märchenähnliche Texte mit durchaus nicht uninteressanten Arbeitsvorschlägen, auch wenn einige gut gemeinte Ideen leider nicht immer gut ausgeführt werden. Zum Beispiel böte es sich an, im Anschluss an das Arbeitsblatt „Der Zauberer und sein Lehrling“, das die antike Vorlage zu Goethes „Zauberlehrling“ bildet, die Schüler nicht nur nach dieser Ballade recherchieren zu lassen, sondern dieses Märchen mit dem „Süßen Brei“ vergleichen zu lassen. An anderer Stelle (S. 41) wird dieses Märchen nämlich ausschnitthaft geboten, und die Grimms selbst verwiesen in ihren Anmerkungen auf die Motivverwandtschaft mit den beiden hier angeführten Quellen von Lucian und Goethe.

Fazit: Dieses Heft bietet einige nette Ideen, ist aber insgesamt eine Enttäuschung. Mit den Arbeitsblättern kann man die Schülerinnen und Schüler nur teilweise sinnvoll beschäftigen. Sie können vieles „rund um Märchen“ machen, das Märchen selbst steht aber nicht immer klar im Zentrum. So werden die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe der Arbeitsblätter kaum lernen können, was ein Märchen eigentlich ausmacht. Dass Märchen zum Beispiel aus der oralen Tradition erwachsen sind, d.h. vor allem mündlich vorgetragen und tradiert wurden, wir hier nicht näher thematisiert. Kein einziges der über 40 Arbeitsblätter beschäftigt sich mit diesem Aspekt oder animiert die Schülerinnen und Schüler dazu, selbst einmal ein Märchen frei oder nach einer Vorlage zu erzählen. (O. Geister)