Buch: Günter Lange (Hrsg.): Märchen – Märchenforschung – Märchendidaktik. 3. Aufl. (2012)

Ausstattung: Ausstattung: Paperback (s/w), 206 Seiten.

Inhalt: Neun Aufsätze von verschiedenen Autoren, basierend auf Vorträgen, die 2003 im Rahmen einer Ringvorlesung an der Universität Braunschweig gehalten wurden.

Kurzbewertung: Eine sehr interessante und lesenswerte Sammlung von aktuelleren Positionen namhafter Forscher zur Märchenforschung und -pädagogik, die einen hervorragenden Überblick über die neueren Entwicklungen der Märchenforschung liefert.

Rezension
Die Märchenstiftung Walter Kahn ermöglichte im Jahr 2003 eine Ringvorlesung in Braunschweig zum Thema „Märchen – Märchenforschung – Märchendidaktik“. Die Vorträge wurden von Günter Lange gesammelt und in dem vorliegenden Sammelband herausgegeben. Lange selbst hat die Ringvorlesung eröffnet und liefert mit seinem Beitrag gleich einen der besten Beiträge. Auf knapp 30 Seiten bietet er einen gut strukturierten und umfassenden Überblick über die „Märchenforschung und Märchendidaktik“. Im zweiten Text referiert der zurzeit wohl bedeutendste Märchenforscher Heinz Rölleke über „Die Brüder Grimm als Märchensammler und -bearbeiter“. Dieser Vortrag ist nicht nur in didaktischer Hinsicht interessant, denn Rölleke räumt auf mit tradierten Fehleinschätzungen in Bezug auf die Märchensammeltätigkeit der Grimms, denen man nur allzu leicht unterliegt. Der bekannte Theologe und Psychoanalytiker Eugen Drewermann deutet in seinem Text das Märchen „Schneeweißchen und Rosenrot“ tiefenpsychologisch, allerdings ist der hier vorliegende Text lediglich ein Neuabdruck seiner Interpretation, die er schon 1992 in seinem Buch „Rapunzel, Rapunzel, laß dein Haar herunter“ publiziert hat. Der Erscheinungsform und Funktion magischer Elemente im Märchen widmet sich der Innsbrucker Volkskundler Leander Petzoldt in „Zaubertechnik und magisches Denken“, während Johannes Wilkes in „Märchen und Psychotherapie“ die therapeutische Wirkung von Märchen untersucht. Die folgenden beiden Beiträge sind eher pädagogisch-praktisch angelegt. Die Märchenerzählerin Linde Knoch widmet sich in ihrem Beitrag „Das Erzählen von Volksmärchen in unserer Zeit“ der Theorie und Praxis des Märchenerzählens und stellt mit der Lemniskate eine Methode zum Erlernen des freien Erzählen dar, was sie am Beispiel des Märchens „Der süße Brei“ exemplifiziert. Pädagogische Anregungen und praktische didaktische Beispiele bietet auch Helga Zitzlsperger in ihrem Vortrag über „Märchen in Pädagogik und Didaktik“. Die dann folgenden beiden Beiträge betrachten weniger das Märchen selbst als ihre medial vermittelte Form. Jens Thiele wirft in „Was macht das Bild mit dem Märchen?“ einen kritischen Blick auf Märchenillustrationen, während Christoph Schmitt das „Märchen in Film und Fernsehen“ untersucht.

Fazit: Je nach thematischem Interesse bieten die hier versammelten Aufsätze einen guten Überblick über verschiedene Forschungsfelder in Bezug auf von Märchen und Märchenpädagogik. Die Texte gehen in die Tiefe und regen an zum „Nach-denken“ und Weiterforschen. Für Märchenpädagogen ein unverzichtbares Standardwerk.