Buch: Flöthmann, Frank: Grimms Märchen ohne Worte. Dritte Auflage 2013.
Ausstattung: Gebunden, 88 Seiten.
Inhalt: Eigentlich sollte man gar nicht viele Worte über ein Buch „ohne Worte“ verlieren, deshalb hier die wichtigsten Fakten in Kürze: Sechzehn der bekanntesten Märchen der Grimms werden in Bildergeschichten auf etwa jeweils vier bis sechs Seiten präsentiert – völlig ohne Worte, sehr wohl aber mit Sprechblasen, gefüllt mit Symbolen und Piktogrammen.
Der Stil ist sicherlich Geschmackssache, modern gehalten in schwarz-weiß-rot-grün, also gar nicht märchentypisch „verkitscht“, und genau das macht unter anderem den Reiz dieser Bildergeschichten aus. Es ist aber auch die Erzählweise. Die Märchen sind zwar grundsätzlich nah am Grimmschen Original gehalten, aber es gibt immer wieder kleine und auch größere Überraschungen, die die Handlung in einem anderen Licht erscheinen lassen.
Die Prinzessin im Froschkönig zum Beispiel spielt anfangs nicht mit einer goldenen Kugel, sondern mit einem Fußball. Als der Frosch später bei ihr im Bett liegt, liest die Prinzessin in einem Märchenbuch, dass man den Frosch küssen müsse. Sie probiert es aus, aber der Kuss schmeckt ekelig und nichts geschieht. Also klatscht sie ihn voller Ekel an die Wand. Daraufhin hat sie nicht nur ihren Prinzen gefunden, sondern auch einen Kameraden, mit dem sie von nun an gemeinsam Fußball spielen kann.
Diese mal kleineren mal größeren Varianten machen das Buch spannend und unterhaltsam, die Balance zwischen Orginalitätstreue und Variation ist perfekt gelungen.
Märchenpädagogische Ideen
Das Buch ist aber nicht nur unterhaltsam, sondern auch in märchenpädagogischer Hinsicht interessant und vielseitig einsetzbar. Dafür seien hier einigen Vorschläge genannt.
Idee 1: Man könnte einzelne Bilder herausnehmen und ein Märchenquiz machen – Wer erkennt das Märchen zuerst? Verschiedene Schwierigkeitsgrade für unterschiedliche Altersstufen sind möglich.
Idee 2: Man lässt mit Hilfe der Geschichten das Märchen mündlich oder auch schriftlich nacherzählen. Einzelne Märchen könnte man (für Schulkassen) auch in Abschnitte unterteilen und arbeitsteilig bearbeiten lassen.
Idee 3: Man präsentiert Kindern eine dieser Bildergeschichten und lässt sie dann selbst ein Märchen auf ähnliche Weise gestalten: Nur mit Bildern ohne Worte.
Idee 4: Man teilt eine Bildergeschichte unter verschiedenen Personen auf und inszeniert sie als ein Improvisationstheaterstück.
Idee 5: Man vergleicht eine der Bildergeschichten mit dem Originalmärchen der Grimms und versucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Handlung herauszuarbeiten.
Die Märchenauswahl
Bei der Auswahl handelt es sich neben dem bereits erwähnten Froschkönig um folgende weitere Märchen: Rotkäppchen, Hänsel und Gretel, Die Bremer Stadtmusikanten, Rumpelstilzchen, Schneewittchen, Daumesdick, Aschenputtel, Hans im Glück, Frau Holle, Der gestiefelte Kater, Das tapfere Schneiderlein, Dornröschen, Rapunzel, Tischlein deck dich und Der Wolf und die sieben Geißlein.
Fazit: Selten wirkt ein Buch „ohne Worte“ so inspirierend. Die Bilder laden ein zum Erinnern an alt-bekannte Märchen. Die Bilder regen das Erzählen im Kopf an, manchmal geben sie auch Rätsel auf und überraschen mit lustigen Variationen. So manchen Leser – das heißt besser: Seher – wird dieses Buch hoffentlich dazu animieren, die „Kinder- und Hausmärchen“ wieder in die Hand zu nehmen.